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Auszug aus dem Heimatbuch

Hungersnot und Auswanderung

Dauerausstellung
Dauerausstellung

Die Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen nach den napoleonischen Kriegen, klägliche Ernten und eine damit verbundene Hungersnot, veranlasste schon in den Jahren 1816/17 viele Bürger, ihr Glück in der Fremde zu suchen. Rußland, die Krim, war für mehrere Schluchterner das Ziel.

Die Hungerkrise 1848/49 war ebenso schlimm: Hunger, Wucher, Arbeitslosigkeit und steigende Kriminalität. Eltern schickten ihre Kinder in die Nachbarschaft betteln, und die Erwachsenen schreckten vor Eigentumsdelikten nicht zurück. Die Bewohner in Schluchtern litten zudem noch unter den hohen Reparationskosten, die die Großherzogliche Regierung zur Bestreitung der Schulden für den Maiaufstand auferlegt hatte. Auswanderung wurde zum einzigen Ausweg aus der Not, Einzelaktionen konnten nicht mehr helfen. Eine Möglichkeit bot sich, abenteuerlich aber zweckmäßig: die 108 Morgen Wald in Schluchtern roden, das Holz verkaufen und mit dem Erlös den Ortsarmen die Überfahrt nach Amerika bezahlen. Zu erst stand die württembergische Forstverwaltung dem Rettungsplan im Weg, dann aber, am 17. November 1853, genehmigte die Behörde den Verkauf der Waldung in einem Zeitraum von drei Jahren.

Zwischen 1854 und 1856 half die Gemeinde den Armen auf vielerlei Weise: eine Suppenküche im Rathaus, die Vergrößerung des Friedhofes verschaffte Arbeit und somit konnten sich die Tagelöhner einige Gulden dazu verdienen. Die Bedürftigen wurden aus der Kasse für Waldaufstockung und Auswanderung eingekleidet und sie stellte ihnen Kisten für ihre Habseligkeiten. Dann ging die Reise in eine völlig unbekannte Welt los: der Amtsarzt stellte die Gesundheit fest und am 11. März 1854 rollten 19 schwerbepackte Bauernwagen mit 56 Kisten Auswanderungsgut nach Heilbronn. Die Reise mit dem Schiff ging über Mannheim nach Antwerpen und von dort nach New York. Bis 1856 wanderten aus Schluchtern 11 Familien mit 35 Kindern und 23 Ledige aus. Der württembergische Staat verlor ungern seine Bürger, und schickte den Nationalökonom Friedrich List nach Heilbronn und so auch nach Schluchtern. Er sollte sie davon abhalten, auszuwandern.

Die Antwort war erschütternd: "Sie wollten nur Arbeit. Und wenn sie auch den Tod vor sich sähen, so könnten sie doch ihren Entschluß nicht ändern, weil sie unter diesen Verhältnissen nicht mehr weiterleben wollten."

Unter den Auswanderern waren 13 Bauern, 9 Handwerker und 2 Kaufleute.

 Quelle: Heimatbuch Leingarten Hrsg. v. Heimatverein Leingarten e.V. , hier S. 91f.

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